kommentare/essays                                                            christoph ernst


Die moralische Mehrheit (Essay im Cicero vom September 2018)

Chemnitz hat die Spaltung der Gesellschaft in links und rechts weiter vorangetrieben. Das fördert radikalere Meinungen auf beiden Seiten: Rechte seien generell Nazis, Ausländer immer kriminell. Verantwortlich für diesen Zustand sind Politik und Journalisten

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Wissen sie, was sie tun? (Essay im Cicero vom September 2018)

Mit Migranten aus muslimischen Ländern wandert auch Judenhass ein. Die Bundesregierung scheint dies zu tolerieren und mehr noch, sie rüstet militante islamistische Regime auf.

Wir Deutschen haben es nicht leicht. Einem nationalen Kollektiv anzugehören, dessen größte Leistung der jüngeren Vergangenheit im Perfektionieren des industriellen Massenmords besteht, weckt bei vielen den Wunsch, komplett aus der Geschichte auszusteigen. Manche mutieren zu Erinnerungsathleten, hangeln sich rastlos von Gedenktag zu Gedenktag, treten artig, bescheiden und mitfühlend auf. Fast wie jene Sorte Deutsche, auf die die Welt zwischen 1933 und 1945 vergeblich gewartet hat. Geißelung als eine demonstrative Form des Büßens: Auch so kann man sich selbst erhöhen. Die Bürde des Bewältigens befreit von vielem, etwa von der Verantwortung für die Zukunft. Da nichts so übel sein kann wie Auschwitz, liegt das ultimative Böse demnach weit hinter uns. Wir dürfen uns also entspannt zurücklehnen und der Welt beweisen, wie geläutert wir sind.

Immerhin haben wir den toten Juden inzwischen fast alles verziehen. Deshalb müssen die paar anderen, die sich nach 1945 wieder zu uns verirrt haben, gefälligst damit leben, dass wir rasch mal eben eine Million Menschen importieren, die den Hass auf alles Jüdische mit der Muttermilch eingesogen haben. Sollen sich die Juden nicht so haben. Niemand baut ihren ermordeten Angehörigen schönere Gedenkstätten als wir. Dummerweise ist das Gegenstück des Falschen nur das Falsche in spiegelverkehrter Version…

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chemnitz noir Verbrechen und Gewalt in Krimis und anderswo

Unlängst lauschte ich einer Podiumsdiskussion unter Schriftstellern. Es ging um Gewalt in der Kriminalliteratur. Wie stellt man derlei dar? Wer stellt es wie dar? In welcher Art von Verpackung? Schreiben Frauen anders darüber als Männer, und wenn ja, warum?

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braunsfels Die Heimat der Haie

Reden Schriftsteller von Haien, meinen sie Verleger. Oder ihre geschiedenen Frauen. Ich kann mich immerhin damit brüsten, mal echten Haien entkommen zu sein.

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varoufakis Oxi-(y)-moron

Hätten die Westdeutschen den Ostdeutschen vor 25 Jahren gesagt, "macht eure Hausaufgaben - wir zahlen nicht für euer Wunschdenken und euren Schlendrian“, gäbe es keine deutsche Einheit - und keine Kanzlerin Merkel.

War die Einheit ein Fehler?

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sarrazin Sarrazin reloaded

Neulich bin ich mal wieder über ein Kopftuch gestolpert. Bildlich gesprochen.
Das war an der Schanze, in der Adler-Apotheke Ecke Altonaer Straße. Da stand eine dieser Kopftuchbräute neben mir, eine aus der dritten Generation, die Jeans tragen und Deutsch sprechen, aber immer noch in gedeckten Farben rumlaufen wie trauernde Pinguine. Wir warteten an benachbarten Kassen. Sie war so um die dreißig. Mit wachen, misstrauischen Augen.

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kopftuch Auf und zu

Auf- und Zumachen – ein Beitrag in der „ZEIT“ über junge Muslimas unter Kopftüchern, an der meine Schwester mich teilhaben ließ.
Hier meine Reaktion auf die Lektüre:

Auf- und Zumachen: Zumachen gegen die Welt, in der man lebt. Zumachen gegen
eine Gesellschaft, in der Frauen Lust haben dürfen und es zeigen können.
Zumachen gegen Erotik, Freisinn, gegen Zweifel und Risiko. Zumachen gegen Toleranz, gegen die Vorstellung, dass Männer nicht bloß geile Schwanzträger, sondern eventuell auch Menschen sind.

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negerkoenig Lindgrens Negerkönig

Die deutsche Hygiene treibt bizarre Blüten. „Hier herrscht Sauberkeit“ lautete der Spruch im Duschraum des KZ-Sachsenhausen, wo die SS Tausende sowjetische Gefangene mit einer getarnten Genickschussanlage ermordete.
Inzwischen säubern wir Kinderbücher - von angeblich anstößigen, weil vermeintlich rassistischen Begriffen.
Das ist weniger schlimm. Nur ist es besser?

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abriss Abrissverzierer

Wer sind die Totengräber der Demokratie? Protestierer, die sich gegen schwachsinnige Politiker wehren, oder Politiker, die auf ihrem Schwachsinn beharren? Vor dreißig Jahren lauschte ich in Avignon mal einer Punkband. Die hieß „Demolition Decorators“ und klang auch so. Wenn ich heute Herrn Mappus sehe, fällt mir genau das zu ihm ein: Politpunk. Abbruchartist. Auch Mappus spielt lausig, aber völlig ironiefrei. Er versteht wirklich nur noch Bahnhof.

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matussek Fundmentalist Matussek

Die Attacke auf Charlie Hebdo hat auf tragische Weise den Wunsch eines prominenten Spiegel-Kolumnisten erfüllt – drum hier noch mal meine Replik auf seinen Essay Toleranz und Tabus - zu einem Essay von Matthias Matussek im Spiegel vom 23.07.12.
Matussek spricht von fehlender Achtung vor der Religion und prangert die vermeintliche Blasphemie der „Vulgäraufklärer“ an. Er sieht die Heiligkeit gefährdet und die Würde der Gläubigen mit Füßen getreten. Besonders die Satiriker der ‚Titanic’ nimmt er aufs Korn. Denen wünscht er durchgeknallte Fundamentalisten an den Hals.

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Peter de Francia was born the same year as my father

In 1990, briefly after the wall had come down, Peter de Francia was invited to Berlin by the German academic exchange service to stay a few months as an artist in residence. I helped organize literary readings for the ‘House of World Cultures’, an institute dedicated to the presentation of non-European cultures. It was at a reception after an opening, one of those stand-around jobs where people cling onto glasses and try to impersonate their less boring selves. My boss had asked me to be one of the hosts, so I bravely put steel in my smile and was tightroping between just enough drink to anaesthetise myself and reeling off the rail.

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RZ-KULTUR


RZ-Kultur Interviews:

"Bangkok ist selten kühl" als E-Book (2012)

"Dunkle Schatten" (2012)

taz


Portrait in der taz:

"Die Jacke des jüdischen Großvaters (2012)"



Vor Mona Wolfs begnadetem Volvo-Portrait in der "Boutique Bizarr"…

Christoph Ernst nackt

©Foto: Eckard Bühler



Buckel Blues und die Tücken des Alltags

Christoph Ernst nackt

©Foto: Wolfgang Jortzig